Aus dem aktuellen Gemeindebrief "Eastern 2020"
Nigeria – Münster: Im Interview mit Jovita Ejiogu
Liebe Jovita, was bedeutet Ostern für dich?
Dear Jovita, what does Easter mean to you?
Easter is the celebration of the resurrection of Jesus from the tomb on the third day after crucifixion. In the older testament the priest will kill in different kinds animals like lamb, cow, goats and spread the blood on the altar of God just to aton. The blood of these animals are used as a symbol of purity. But the coming of Christ into a human form, death and the resurrection has liberated from the bondage of sin and condemnation. He is the sacrificial lamb that took away all sins of the man kind for those who believe Easter is a rebirth of salvation and renewal of faith. In Peter 1:3 praise be to God and father of our Lord Jesus Christ in his great Mercy he has given us new birth into a living hope through the resurrection of Jesus from Death. And Rome 6-5:6 says for if we have been united with him in death like this, we will certainly be also united with him in a resurrection like his for we know that our old body ruled by sin might be done away with that we should no longer be slaves to sin. That is our story, that God has given us a second chance to make amend, to put ourselves in order.
How is an Easter weekend in your home, once in Nigeria and now in Ger-many? What is delicious to eat? What rituals do you have?
Easter feeling starts from Holy Thursday with apart from the rigorous activities to holy Sunday heavy packed activities in the church like first communion preparations, the decoration of the house. Family members are coming home from different places of the country or world. They bring gifts home and share them to family and friends. Those, who are at home are waiting for the loves ones who are ready to return. We make everywhere clean and tidy, buying and stocking food for the season, buy new clothes for the children and so on. A lot of traditional activities and wedding take place during this period making everywhere lively and interesting. Here in Germany is also the period of holy communion and searching of egg for the children.
Food to eastern … Normally our traditional festive food is rice and stew galish with salad. Unfortunately not every family can afford cooking rice and stew always but during this period it becomes a priority especially when they have children. After the Easter mass, so many families prefer night mass having enough sleep, after light breakfast it will be time to cook rice for Easter. It is normally made with a very big pot because so many visitors will be dropping in and out and everyone has to be served.
After that we are visiting friends and well-wishers and different occasions whether invited or not.
You have been living in Germany for 10 years. What are the 5 most won-derful things that happened to you in Germany?
1. Knowing our community and being part of this community. Honestly many people don’t believe when I tell them about here. I went home and attended mass with my siblings and after that they were so surprise and were asking me, how it is possible that I am still so united with our songs, the igbo songs, english songs and responses in the church and when I told them about our African community they were all surprise and couldn’t believe it.
2. My wedding. It took place here in September 2011. As you know wedding day is the happiest day in the life of every woman.
3. The birth of my two children especially after a long time of waiting.
4. Education. Venturing myself into the German language posted a very big chal-lenge to me. I must confessed. But I made it after all!
5. Working as a care assistance to the aged people. Though very intensive I enjoy doing it.
Who are your role models and why?
My role model is my mother. I love and cherish her. She taught me all I know and prepared me for the future which is now. She sets a goal and go for it. She has always told us never to be afraid of failure, we should work hard and above all God fearing. She believed in herself and made her children to believe in themselves too.
What do you wish for your children when they are about 30 years old?
I wish them well. I pray and wish that in the next 30 years they must have become familied man and woman. Living a life of emotion, changing the world with their good works and reading their goals. I pray to see them prosper in their different field of endevour and being a learning shoulder to those who need their help. Healthy living and happiness with children, wife and husband and good friends around them. I pray they never forget whom they are. We are Africans and that we will remain. Divine and Chris, I love you guys.
Vielen Dank für das schöne Gespräch!
Das Interview führte Sabine Schwetka.
Interview mit Pfarrer John Opala
Persönliche Fragen: Träume und Lieblings-Bibelstellen
1. Welche Träume hattest du in deiner Kindheit und hättest du dir jemals gedacht, dass du in einem anderen Land, auf einem anderen Kontinent leben würdest?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die regelmäßig Morgengottesdienste besuchte. Dabei fiel mein Blick auf die Priester. Unsere Gemeinde hatte drei, von Zeit zu Zeit sogar vier Priester. Aus dem Mitgefühl eines Kindes heraus, berührte mich die Vorstellung, als Priester die Kranken und weniger Privilegierten heimzusuchen. Als Messdiener schließlich begleitete ich die Priester bei ihren Aufgaben und konnte beobachten, wie sie sich den Ärmeren, Kranken und Alten widmeten. In meinen Augen taten sie dies aus der tiefen göttlichen Überzeugung heraus, dass Gott jeden, so wie er ist, liebt und sich um all seine Kinder kümmern möchte. Darin lag auch meine Motivation, als ich mich dazu entschied, an dem Jugendseminar teilzunehmen. Ich wollte in die Fußstapfen derer Priester treten, die Anderen halfen und sich als Brücke zwischen der Gnade und Liebe Gottes und den Menschen begriffen.
Nach meiner Priesterweihe arbeitete ich für 8 Monate als Seelsorger im Krankenhaus. Während dieser Zeit erlebte ich das Leid Christus bei den kranken Menschen. Ich sah es als ein Privileg an, ihnen nahe zu sein. Hervorgerufen durch den Umstand, dass die weniger Privilegierten ihre Krankenhausrechnung nicht zahlen konnten, riefen wir einen monatlichen Spenden-Fond zugunsten der Kranken ins Leben. Als die 8 Monate vergangen waren, wurde ich in die Diözese Chancery gesandt, wo ich neben vielen anderen Priestern im Chancery diente, fast 5 Jahre lang. In dieser Zeit wurde mir das Apostolat erteilt, den Ar-men jeden Freitag Essen auszuteilen. Das Priesterleben ist geprägt vom Dienste am Menschen. Wir leben für Andere. Am Ende meines Aufenthaltes im Chancery, wurde mir von der Diözese in Münster ein Theologiestudium in Deutschland angeboten - zur Erweiterung meiner bisherigen Studien. Als ich das Angebot an-nahm, hatte ich die Intention, einen Weg zu finden, um die Armut und das Leid der Armen zu verbessern. Daran anschließend wählte ich als Thema meiner Doktorarbeit: Die Befreiung der Osus im Igbo-land. In meiner Arbeit versuche ich zu zeigen, wie wir das „Osu-Kastensystem“ überwinden können durch die Kraft, die wir durch die Eucharistie empfangen haben. Das „Osu-Kastensystem“ gehört zu einer alten Praktik, die den sozialen Kontakt zu einer Gruppe von Menschen, den Osus und die Heirat mit ihnen verbietet. Im Unterschied zu den Dialas (Freigeborenen) sind die Osus nach dieser alten Tradition ‚nicht frei geboren.‘ Sie sind Ausgestoßene. Diese Sichtweise versagt ihnen sogar das Recht, zu wählen oder gewählt zu werden. Die Doktor-Arbeit deckt auf, wie zugunsten der Situation der sogenannten Osus die Igbo-Kultur evangelisiert und das Christentum durch die Igbo-Kultur bereichert werden kann. Ich schätze die Bemühungen einiger Bischöfe und Priester in der Provinz Owerri, die bei den Hochzeitszeremonien der sogenannten Osus („Ausgestoßenen“) und Dialas („Freigeborenen“) amtieren.
2. Gibt es eine Stelle in der Bibel, die für dich persönlich und deinen Le-bensweg eine ganz besondere Bedeutung hat?
Johannes 15,1: „Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid; denn alles, was ich habe von meinem Vater gehört, habe ich euch kundgetan.“
Wann immer ich diese Bibelstelle höre, erinnert sie mich an die Liebe Gottes für uns Lebewesen. Dass Gott uns seine Freunde nennt. Für mich zeugt dies von seiner unglaublichen wertschätzenden Beziehung mit uns. In Nigeria bin ich mit einem traditionellen Gottesbild aufgewachsen: wir sollen Gott fürchten und ihm mit tiefer Ehrfurcht begegnen, denn er ist immer dazu bereit, uns für noch so kleine Fehler zu bestrafen. Ich habe mich mit dem Vers vertraut gemacht nach der Predigt des Bischofs Augustine Ukwuoma an einem Gründonnerstag. Er hat mir sozusagen diese Bibelstelle wie ein Geschenkt überreicht. Sie hat meiner Spiritualität eine andere Richtung gewiesen. Seitdem sehe ich den christlichen Glauben durch die Augen der Liebe. Ich spreche Gott als einen Freund und Lebensbegleiter an und verbinde mein Herz mit seiner Liebe, die ich wiederum an andere Lebewesen weitergebe.
Aktuelle Themen: „Laudato si“ und Kirche der Zukunft
3. In der Schöpfungsgeschichte geht es um die Erschaffung des Menschen und darum, dass er nicht allein sein soll. Daraufhin erschafft Gott Feldtiere, die wie der Mensch aus Erde gemacht sind (Gen 2,19). Sie sind sein erstes Gegenüber und werden lebendig durch den Lebensatem, den Gott ihnen einhaucht – wie den Menschen. Und im Psalm 150 heißt es: Alles, was atmet, lobe den Herrn. In „Laudato si“ äußert Papst Franziskus seine Sorge für das gemeinsame Haus und erinnert uns Christen an die Schöpfungsgeschichte.
Was glaubst du, in welcher Beziehung stehen Tiere zu Gott?
Wie schon hier aus der Bibel wiedergegeben wurde, haben wir ein gemeinsames Haus. Wir sind Geschöpfe Gottes zusammen mit den Tieren. Tiere sind auch Geschöpfe Gottes. Sie spiegeln die Weisheit und Güte Gottes wider. (vgl. Laudatio Si 69). Als Geschöpfe Gottes haben sie in den Augen Gottes ein eigenes, schützenswertes Da-Sein. Durch ihre bloße Existenz segnen sie Gott und bringen ihm Lob und Ehre. Und selbst der Psalmist sagte, der Herr freue sich über alle seine Werke (Psalm 104,31). Und auch Jesus bezog sich immer wieder auf sie, als er darüber sprach, wie Gott sich um seine Eigenen kümmert. „Schau dir die Vögel der Luft an; sie säen nicht, sie ernten nicht und lagern keine Lebensmittel in Scheunen, und doch füttert dein himmlischer Vater sie.“ (Mt 6,26). Die Tatsache, dass Gott sich um sie kümmert, zeigt, dass es auch für die Menschen gilt, für sie zu sorgen. Deshalb müssen wir Gott nachahmen.
Und wie siehst du die Beziehung zwischen Mensch und Tier?
Ich möchte zunächst die Lehre der Kirche darlegen, die sich aus Laudato Si ableiten lässt. Papst Franziskus schrieb: „Weil alle Kreaturen miteinander verbunden sind, muss jede mit Liebe und Respekt geschätzt werden, denn wir alle sind als Lebewesen voneinander abhängig.“ (Lauda-to-Si, S. 30). Der Papst erklärte weiter: „In unserer Zeit stellt die Kirche fest, dass andere Kreaturen nicht vollständig dem Wohl der Menschen untergeordnet sind, als ob sie an sich keinen Wert hätten und so behandelt werden können, wie wir es wünschen.“
In der Realität stellt man an vielen Stellen fest, dass Tiere entsprechend ihrer Nützlichkeit für den Menschen und nicht unter dem Gesichtspunkt der gegenseitigen Abhängigkeit und Wertschätzung eingestuft werden, wie der Papst zu Recht feststellte. Sie werden oft als Dinge behandelt. Man darf nicht wegschauen, wenn Tiere von Menschen misshandelt werden. Unter anderem hat dies auch zum Aussterben vieler Tiere in der Geschichte beigetragen.
Zurück zur Enzyklika Laudato Si. Hier zeigte der Papst, wie die von Gott geschaffenen Lebewesen miteinander verbunden sind und wie die Gefühle des einen die Gefühle des anderen beeinflussen. Was wir Menschen tun, wirkt sich auf andere Kreaturen aus, die unsere Umwelt mit uns teilen. Die Coronavirus-Pandemie zeigt, wie sehr wir miteinander verbunden sind. Wir sehen dies daran, dass wir uns gegenseitig infizieren, aber auch schützen können.
4. Aktuell bist du Seelsorger einer deutschen Gemeinde in Coesfeld-Lette. Du warst aber auch in der afrikanischen Gemeinde in Hamm und Münster tätig sowie bei den Vorsehungsschwestern in Münster.
Was wünscht du dir für die Kirche der Zukunft?
Wir haben gerade über Laudato si gesprochen. Ich möchte einen weiteren Blick auf dieses Dokument werfen und sagen, dass die Kirche der Zukunft meiner Meinung nach eine Kirche sein sollte, die die Ökumene liebt und schätzt, da wir nur etwas erreichen können, wenn wir eine gemeinsame Verantwortung für den Schutz unserer von Gott gegebenen Umwelt tragen und vereint sind. Wenn wir uns auf unsere Unterschiede konzentrieren, können wir nichts erreichen. Unser Fokus sollte auf unseren Gemeinsamkeiten liegen, die wir aus unseren gemeinsamen heiligen Büchern und mit Hilfe des Geistes Gottes in und um uns herum schöpfen. Die Kirche der Zukunft könnte eine Missionskirche sein. Eine der positiven Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie besteht darin, dass das Bewusstsein der Kirche für die Rolle der Massenmedien als ein weiteres Kommunikationsmittel geschärft wurde. Hohe Fehlzeiten bei Gottesdiensten sind keine ausschließliche Erfahrung von Kirchen in Europa und Amerika. Afrikanische und asiatische Kirchen erleben dasselbe. In Zukunft sollte die Kirche proaktiv und kontaktfreudig sein. Wir sollten auf die Menschen zugehen und nicht darauf warten, dass sie zu uns kommen. Die Begegnung mit den Menschen geht mit dem Zuhören einher. Dies beinhaltet, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und eine helfende Hand zu bieten. Dieses Bewusstsein nimmt im Leben der Kirche zu und ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Und welche Rolle könnten da auch die muttersprachlichen Gemeinden, wie auch die afrikanische Gemeinde, spielen?
Der Grund hinter der Existenz afrikanischer und anderer muttersprachlichen Gemeinden handelt von dem „Privileg“ (in der Sprache des kanonischen Rechts), dass Menschen anderer Herkunftsländer Gottesdienste in ihrer eigenen Landessprache und Kultur erhalten. Hier liegt der Schwerpunkt auf Kultur. Jede Kultur ist einzigartig. Und so ist es immer gut, an einer Messe teilzunehmen, die von den Besonderheiten der eigenen ursprünglichen Kultur getragen wird. Ich danke der Diözese Münster und anderen Diözesen, die die afrikanische und andere muttersprachlichen Gemeinden im ganzen Land fördern. Es ist offensichtlich, dass eine wirksame Evangelisierung stattfindet, wenn Menschen in der Sprache und Kultur angesprochen werden, die sie verstehen.
In Bezug auf die Rolle, die die muttersprachlichen Gemeinden in der Kirche spielen, denke ich hier über die Rolle nach, die sie auch insgesamt in der Gesellschaft spielen. Sie bringen Abwechslung und Vielfalt mit. Sie tragen etwas von sich in die Gesellschaft hinein und bereichern sie. Ich sehe das immer dann, wenn es hier in Münster eine gemeinsame Messe deutscher und afrikanischer Gemeinden gibt. Ich kenne einige einheimische Deutsche, die sich danach sehnen, in der afrikanischen Gemeinde in Münster oder Hamm Gottesdienst zu feiern, um einen anderen Stil zu erleben.
Aus dem Gemeindebrief "Summertime 2019"
Kenia – Münster: Im Interview mit Emily Njeri Njenga
„Sei immer in Bewegung und höre auf dein Herz.“
„Keep on moving and listen to your heart.”
Liebe Emily, wie hast du zum ersten Mal von Wangari Maathai (Friedensnobelpreisträgerin aus Kenia, die auch Mutter der Bäume genannt wird. Sie gründete den "Green Belt Movement" und verschaffte den Frauen Kenias durch ihr unermüdliches Umwelt-Engagement Selbstbewusstsein und Auskommen.) erfahren und was bedeutet sie für dich und für dein Heimatland Kenia?
Aus dem Fernsehen. Und das, was ich gesehen habe, war auf den ersten Blick erschreckend: Soldaten schlugen Wangari Matthei und rissen ihr die Haare aus. Aber die Frau, die da geschändet wurde, ertrug alles mit einer unantastbaren Haltung. Sie wurde von was größerem getragen. Und das verschlug mir den Atem. Ich war voller Ehrfurcht für diese Frau. Im Laufe der Jahre habe ich natürlich immer mehr von ihr erfahren, wie sie Frauen in einem benachbarten Dorf dazu inspirierte, Bäume zu pflanzen. Und dann ihr Freudentanz auf dem Balkon, nachdem sie den Friedensnobelpreis bekommen hatte. Endlich konnte sie die Früchte ihrer mühevollen Arbeit ernten. Sie blühte wie ein Baum zur Blütezeit – nichts erinnerte mehr an die misshandelte Frau, der sie die Haare wie Äste eines Baumes rausgerissen hatten. Sie war wie ein Baum. Voller Lebensenergie und tief verbunden mit der Erde Kenias, mit der Stimme der Natur und ihrer eigenen, die eins waren. Uns Frauen in Kenia hat sie eine Tür geöffnet. The sky is the limit. Es lohnt sich, auf seine innere Stimme zu hören – gegen alle Widerstände. Sie hat uns angesteckt mit ihrem Mut und ihrer Energie. Mir persönlich hat sie gezeigt: Sei immer in Bewegung und höre auf dein Herz.“ Ich bin bereit!
1985 kam der Film „Jenseits von Afrika“ in die Kinos, basierend auf den Roman der Dänin Tania Blixen, die von 1914 bis 1931 in Kenia lebte. Nach diesem Buch und Film haben einige Europäer die Vorstellung gehabt, Kenia sei Afrika. Wie afrikanisch ist Kenia? Und andersherum: Was ist so einzigartig an Kenia?
Kenia liegt am Äquator in Zentralafrika. Allein seine geographische Position ist besonders. In Kenia leben viele verschiedene Völker; verschiedene Sprachen werden gesprochen und Menschen aus ganz Afrika kommen gerne zu uns. Es ist ein unglaublich buntes, vielfältiges, ja multikulturelles Land mit so vielen Farben und Gerüchen wie Menschen und Tiere. Eine besondere Energie hat der Freitag: week-end is calling! Die Menschen sind losgelöst, gut gelaunt, tanzen auf den Straßen, überall Musik, Geruch nach Barbecue, bei uns: nyama choma und geröstetem Mais – der typische Freitaggeruch. Die vielen bunten Kleider, die lächelnden Gesichter, dieser Schwung, der alle trägt. Das ist unbeschreiblich! Am Montag, wenn die neue Woche beginnt, tragen dann viele Menschen blau oder violett – die Farben für den Neustart.
In dem Buch „Jenseits von Afrika“ steht: „Afrikaner mögen die Schnelligkeit nicht. So wie die Europäer den Lärm nicht mögen“. Du lebst jetzt seit 3 Jahren in Europa. Was sind deine Erfahrungen?
Bei uns gibt es eine Redewendung auf Swahili. Sie lautet: Hakuna Matata und bedeutet so viel wie: Mach dir keine Sorgen. In Kenia sind diese zwei Worte überall zu hören. Sie spiegeln unsere Lebenseinstellung wider. Es gibt Dinge, die wir nicht durch schneller, höher, weiter erreichen können. Sie liegen nicht in unserer Hand. Da hilft nur Gottvertrauen. Und es gibt Dinge, die wir gestalten können, die in unserer Hand liegen und vor allem in unserem Herzen. Auf die können wir zugehen. Ich lebe und arbeite aus dem Herzen heraus. Das ist auch hier in Deutschland so. Ich mache kein Windows-Shopping, sondern versuche dorthin zu gehen, wohin mein Herz mich führt. Dabei stelle ich mir drei Fragen: Was ist für mich wirklich wichtig? Was sagt mein Herz und wie fühle ich mich mit dem, was ich tue? Ich bin viel unterwegs, engagiert, aber für diese Fragen nehme ich mir zwischendurch eine Pause und horche nach innen. Um wach und bewusst durch mein Leben zu gehen.
Welchen Geruch verbindest du mit deiner Kindheit in Kenia?
Natürlich nyama choma (Barbecue) und gerösteten Mais und den Geruch unserer Tiere.
Wie war deine spirituelle Erziehung?
Bibellesen mit Mama. Jeden Sonntag gab es bei uns in der Gemeinde Sunday School, also eine Kinderkatechese. Im Alltag haben meine Eltern uns vorgelebt, wie wertvoll alles ist, was lebt. Unsere Tiere zu füttern und sie gut zu behandeln, Kaffee zu pflücken – das war sozusagen ein Gottesdienst. Welche Bedeutung Bäume haben für die Natur, für uns Menschen, für unsere Zukunft - das hat uns vor allem Wangari vermittelt.
Welche Werte und Gewohnheiten möchtest du deinen beiden Kindern weitergeben?
Neugierig sein! Mutig sein! Und die Gespräche mit Gott. Ihm zu sagen: „Verzeih mir“ und sich selber zu verzeihen, um erlöst, leicht durchs Leben zu gehen. Und: „Ich folge dir, Gott. Du bist mein Herr.“
Was bedeutet dir die afrikanische Gemeinde hier in Münster?
Zuhause.
Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Als Botschafterin in der Welt und für eine multikulturelle Welt. Als Brückenbauerin zwischen Afrika und Europa. Als Reisende. Als Liebende.
Vielen Dank für das schöne Gespräch! (Sabine Schwetka)